Heute hatte ich mit einer Sondergenehmigung die Gelegenheit, an der Vorbesichtigung der 19. Biennale Architettura in Venedig teilzunehmen, die morgen, am 10. Mai 2025, offiziell eröffnet wird und bis zum 23. November 2025 läuft. Es ist wichtig zu betonen, dass es sich hierbei nicht um die Kunstbiennale handelt – diese findet erst im nächsten Jahr statt – sondern um eine Ausstellung, die sich ausschließlich der Architektur widmet.
Für diejenigen, die mit dem Fachgebiet nicht vertraut sind, mögen einige der Ausstellungen in den Länderpavillons, insbesondere in den Giardini, etwas abstrakt oder sogar langweilig erscheinen. Wie so oft findet man das spannendste Erlebnis jedoch im Arsenale – und dort ganz besonders im Bereich der Corderie.
Die diesjährige Ausgabe legt großen Wert auf das Thema Klimawandel. Dabei wird allerdings eine recht einseitige Sichtweise vertreten: dass der Mensch allein für die aktuelle Umweltkrise verantwortlich sei, ohne anzuerkennen, dass das Klima seit jeher ein dynamischer Prozess in der Geschichte der Erde war. Die Ausstellung beginnt mit einem eindrucksvollen Kontrast: steigende globale Temperaturen stehen sinkenden Bevölkerungszahlen gegenüber. Dies ist die harte Realität, der sich Architektinnen und Architekten in einer Zeit des Wandels stellen müssen.
Von hier aus, so erklärt Kurator Carlo Ratti, durchlaufen die Besucherinnen und Besucher drei thematische Bereiche: Natural Intelligence, Artificial Intelligence und Collective Intelligence. Den Abschluss bildet der Bereich Out, der eine provokante Frage stellt: Kann der Weltraum eine Lösung für die Krisen auf der Erde sein? Die Antwort ist deutlich – nein. Die Raumfahrt sollte nicht als Fluchtweg gesehen werden, sondern als Mittel, das Leben hier auf unserem einzigen bekannten Heimatplaneten zu verbessern.
Jeder Bereich der Ausstellung ist als modularer, fraktaler Raum konzipiert – ein organisches Netzwerk, das Projekte im großen wie im kleinen Maßstab miteinander verwebt und so einen vielschichtigen Dialog schafft. Das Ausstellungsdesign stammt vom Architektur- und Designbüro Sub unter der Leitung von Niklas Bildstein Zaar, das Grafikdesign von Bänziger Hug Kasper Florio. Beide spiegeln die Vernetztheit wider, die für das Überleben in einer sich rasant verändernden Welt notwendig ist. Digitale Ebenen erweitern die Erzählung und fügen der Ausstellung neue Dimensionen hinzu.
Ich hatte noch keine Gelegenheit, die vielen über Venedig verteilten Begleitveranstaltungen zu besuchen – aber wenn ich auf etwas Interessantes stoße, werde ich auf jeden Fall darüber berichten!